Dynamische Belastungen in Windenergieanlagen bei Netzunsymmetrien und Netzfehlern
Ziel des Forschungsvorhabens ist es die in den mechanischen Komponenten des Antriebsstranges einer Windenergieanlage mit doppelt gespeistem Asynchrongenerator durch Netzstörungen verursachten dynamischen Belastungen zu identifizieren und regelungstechnisch zu beeinflussen. Ansprechpartner: Dipl. Ing. Christian Mehler |
Beschreibung des Projektes
Doppelt gespeiste Asynchronmaschinen werden bereits seit vielen Jahren als drehzahlvariable Generatoren in Windenergieanlagen eingesetzt und sind zurzeit der mit Abstand bevorzugte Generatortyp. Sie müssen zur Drehzahl-Drehmoment-Anpassung immer durch ein Getriebe mit dem Windrad gekoppelt werden. Bei ungestörten symmetrischen Netzspannungen lässt sich das Umrichter-Generatorsystem mit einer feldorientierten Regelung sowohl bezüglich der Wirk- und Blindleistung als auch bezüglich Drehzahl und Drehmoment mit hoher Dynamik betreiben. Bei den meisten der bisher durchgeführten Arbeiten zur Generatorregelung wird vorausgesetzt, dass das genutzte Drehstromnetz völlig symmetrisch und starr ist. In elektrischen Netzen kann es jedoch immer zu Netzunsymmetrien oder sogar zu gravierenden Störungen kommen, die nicht nur zu schlagartigen Änderungen im gesamten elektrischen System, bestehend aus Generator, Umrichter, Kuppelleitung und Netz, sondern über die elektromagnetische Drehmomentbildung des Generators auch zu extremen Beanspruchungen in den elektrischen und mechanischen Komponenten des Antriebsstrangs führen.
Aufgrund des immer größer werdenden Anteils der Windenergie an der Energieversorgung besteht mittlerweile die Forderung, dass Windenergieanlagen bei einem Netzfehler für bis zu 3 s am Netz bleiben und dabei noch einen Beitrag zur Stabilisierung des Netzes leisten sollen. Seitdem sind bereits einige Anstrengungen unternommen worden, um das Verhalten der Windenergieanlagen an die Anforderungen des Netzes anzupassen. Im Vordergrund dieser Arbeiten stand die Erfüllung der Netzanschlussbedingungen bei Kurzschlüssen. Bei all diesen Lösungsansätzen steht nur das Verhalten zum Netz im Vordergrund, Rückwirkungen der elektrischen Ausgleichsvorgänge auf die Mechanik sind nicht untersucht worden. Ziel des Forschungsvorhabens ist es durch kombinierte Mehrkörper- und Matlab-Simulationen die in den mechanischen Komponenten des Antriebsstranges durch Netzstörungen und stationären Netzunsymmetrien verursachten dynamischen Belastungen qualitativ und quantitativ zu identifizieren. Darauf aufbauend soll eine Regelung für doppelt gespeiste Asynchrongeneratoren entwickelt werden, mit der sich diese Belastungen auf ein zulässiges Maß begrenzen lassen, so dass belastungsbedingte Schäden in Getrieben und Lagern in Zukunft wesentlich reduziert werden können. Im Fall von Netzstörungen sind gleichzeitig die Netzanschlussbedingungen zu erfüllen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Umrichter-Generatorsystem zu, da dort die elektrisch-mechanische Energiewandlung stattfindet und über die Leistungselektronik und Umrichterregelung die Stelle im Antriebsstrang besteht, bei der der Energiefluss auch hochdynamisch beeinflusst werden kann.
Angestrebt wird, den Umrichter mit Regelung auch während einer Netzstörung ständig im Eingriff zu halten, damit der Generator regelbar bleibt und die mechanischen Belastungen über die Drehmomentbildung des Generators beeinflusst werden können und dadurch eine Begrenzung der dynamischen mechanischen Belastungen im Antriebsstrang und gleichzeitig eine gezielte Beeinflussung der Ströme und Spannungen in der Kuppelleitung ermöglicht wird. |
Förderung
Laufzeit: April 2012 - Juni 2014
Projektergebnisse
Die im Rahmen dieses Projektes gewonnenen Erkenntnisse im Bereich der Triebstrangdynamik und der Regelung sind von großem Interesse, zuverlässigkeitsgesteigerte WEA zu entwickeln. Durch kombinierte Mehrkörper- und Matlab Simulationen war es möglich, die im Antriebsstranges durch Netzstörungen verursachten dynamischen Belastungen zu identifizieren und darauf aufbauend, eine Regelung zu entwickeln, mit der sich diese Belastungen minimieren lassen.
Wichtigste Aufgabe war es, den Umrichter mit Regelung auch während einer Netzstörung ständig im Eingriff zu halten, damit der Generator regelbar bleibt und die mechanischen Belastungen beeinflusst werden können. Im Projekt ist dazu ein detailliertes, Simulationsmodell entwickelt worden. Das Gesamtmodell ist modular aufgebaut und flexibel einsetzbar.
Aufbauend auf diese Untersuchungen wurde eine Regelung entwickelt, um die im Fehlerfall auftretenden Überströme zu begrenzen. Dadurch bleibt die WEA regelbar. Weiterhin können dadurch auch Belastungen der mechanischen Komponenten vermindert werden. Beispielhaft sind unten die Auswirkungen eines unsymmetrischen Netzfehlers mit und ohne die neue Regelung dargestellt.
Zeitsignale des Prüfstandsmodells für einen unsymmetrischen Netzfehler | |
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ohne neue Stromregelung | mit neuer Stromregelung |
Das Frequenzspektrum des Rotorstroms zeigt in blau den ungestörten Fall und in rot des Spektrum im Fehlerfall ohne die neue Regelung. In grün ist das Spektrom im Fehlerfall mit der im Projekt entwickelten Regelung zu sehen.

Durch kombinierte Mehrkörper- und Matlab-Simulationen war es möglich, die in den mechanischen Komponenten des Antriebsstranges durch Netzstörungen und stationären Netzunsymmetrien verursachten dynamischen Belastungen qualitativ und quantitativ zu identifizieren.
Die Vorhersage und Beurteilung von Belastungen in den Kupplungs- und Lagerkräften mit Hilfe kombinierter MKS-Matlab-Simulationen und die Möglichkeit zur Bewertung des Schädigungspotentials wird für die Entwicklung neuer Windenergieanlagen von großem Nutzen sein.