TransLin
Linearmotoren hoher Kraftdichte auf Basis der Transversalflusstechnologie
Projektleitung Prof. Dr. Ing. B.Orlik
Abbildung: Video des Projektes: Transversalfluß Linearmotor
Beschreibung des Projektes
MotivationZur Erzeugung linearer Bewegungen in Arbeitsmaschinen werden gegenwärtig überwiegend indirekte Antriebsformen eingesetzt, bei denen mit einem Elektromotor zunächst eine Rotationsbewegung erzeugt wird, die dann mit Hilfe mechanischer Übertragungselemente, wie z.B. Riementrieben, Kugelumlaufspindeln oder Gewindespindeln, in eine translatorische Bewegung umgesetzt wird. Die mechanischen Elemente zur rotatorisch / translatorischen Kraftübertragung begrenzen sowohl die Größe der übertragbaren Kräfte als auch die Steifigkeit des Antriebsstranges. Außerdem beschränken Lose und Reibung die stationären und dynamischen Eigenschaften der Antriebe und damit auch die Qualität der eigentlichen Arbeitsmaschine. Für eine wachsende Zahl von Anwendungen sind diese indirekten Linear-Antriebssysteme nicht mehr ausreichend. Für besonders anspruchsvolle Aufgaben werden deshalb zunehmend Linear-Direktantriebe eingesetzt, bei denen die Linearbewegung nicht über mechanische Getriebeelemente erreicht wird, sondern in der elektrischen Maschine direkt erzeugt wird. Getriebe und Kupplungen entfallen dabei völlig. Stator und Translator des Elektromotors verschmelzen mit der eigentlichen Arbeitsmaschine zu einer Einheit. Potentielle Anwendungen liegen dabei bei Werkzeugmaschinen, Handhabungssystemen, Fördersystemen bis hin zu Aufzügen, Krananwendungen oder Fertigungsmaschinen, wie z.B. Folienstreckmaschinen.
Abbildungen: Beispiele für lineare Bewegung. Quellen (von links) FWBI, FWBI, Wikipedia (unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung 2.5 US-amerikanisch (nicht portiert) lizenziert) Synchron-Lineardirektantriebe auf dem MarktUm ein hohes Beschleunigungsvermögen bei gleichzeitig möglichst kleinen bewegten Massen zu erreichen, werden heute in weit überwiegender Zahl Synchron-Linearantriebe verwendet. Das wohl prominenteste Beispiel für einen Linear-Direktantrieb ist der „Transrapid“. Beim Transrapid befindet sich die Wanderfeldwicklung (bei rotierenden Maschinen analog Drehfeldwicklung) im Fahrweg entlang der gesamten Trasse. Das Erregerteil befindet sich im Fahrzeug. Man spricht deshalb von einem Langstator-Antrieb. Die lange Statorwicklung führt jedoch zu einer hohen Induktivität, die wiederum große Kraft-Anregelzeiten bewirkt und zur Speisung einen Wechselrichter mit hoher Ausgangsspannung benötigt. Um die Statorwicklung möglichst kurz zu halten, wird daher üblicherweise bei den konventionellen industriellen Linear-Direktantrieben der Erregerteil in der Trasse und die Wanderfeldwicklung im Fahrzeug, dem so genannten Translator, installier. Die Erregung im Verfahrweg wird dabei mit Hochenergie-Permanentmagneten erzeugt, die längs des gesamten Verfahrbereichs installiert werden müssen. Dieses Aufbaukonzept findet zunehmend Eingang in den Maschinen und Anlagenbau. Durch das teuere Magnetmaterial, welches ungefähr ein drittel der Maschinenkosten beträgt, steigen allerdings die Kosten des Linearantriebs mit der Länge des Verfahrweges beträchtlich.
Abbildung: Konventioneller Linearantrieb mit Permanentmagneten im Verfahrweg (Stator)
Ziel des VorhabensDurch die bisherigen Forschungsergebnisse über rotierende Transversalflussmaschinen (ZUTECH-Vorhaben 87 ZN) und die Verfügbarkeit neuartiger Werkstoffe, wie z.B. Weicheisenpulvermaterialien, wird die Transversalfluss-Technologie nun auch für die Entwicklung von Linear-Direktantrieben mit hoher Kraftdichte interessant. Es ist zu erwarten, dass wesentliche Ergebnisse wie z.B. die Algorithmen zur Stromformoptimierung der kürzlich abgeschlossenen Forschungsarbeiten an rotierenden Transversalflussmaschinen (ZUTECH-Vorhaben 87 ZN) auf Linearausführungen übertragen werden können. Ziel des Vorhabens ist es, auf der Basis des Transversalflussprinzips die Grundlage neuartiger Linearantriebe zu entwickeln, die neben dem bereits genannten, Permanentmagnete sparenden prinzipiellen Vorzug des elektromagnetischen Gesamtkonzeptes bei gleichem Beschleunigungs-vermögen gegenüber herkömmlichen Linearantrieben, um den Faktor 2 bis 3 kleinere bewegte Massen aufweisen. Ein wesentliches Ziel besteht darin, den Transversalfluss-Linearmotor so zu konzipieren, dass sich sowohl die Motorwicklung als auch die Erregermagnete im Translator des Motors befinden. Damit würden elektromagnetische Linearantriebe für nahezu beliebig große Verfahrwege auch wirtschaftlich realisierbar werden. Darüber hinaus besteht ein Forschungsziel darin, den Transversalfluss-Linearmotor so zu konzipieren, dass bei der späteren Umsetzung das modulare Aufbauprinzip von Transversalflussmaschinen für die Realisierung von kmU-freundlichen Baukastensystemen genutzt werden kann, um Linearmotoren anwendungsorientiert in ihrer Bauform und Kraft- bzw. Leistungsgröße an die geforderte Antriebsaufgabe anzupassen, ohne auf Sonderentwicklungen angewiesen zu sein. Darauf aufbauend soll ein Versuchs- und Demonstrationsantrieb zur experimentellen Verifikation, bestehend aus Transversalfluss-Linearmotor, angepasstem Frequenzumrichter und Regelung, entwickelt und aufgebaut werden. Die prinzipbedingten Schubkraftschwankungen sollen durch den Umrichter ausgeglichen werden, der den Transversalflussmotor mit nichtsinusförmigen, speziell auf den Motor abgestimmten Strömen speist. Handelsübliche Stromrichter erfüllen die daraus resultierenden Anforderungen an den Umrichter nur suboptimal und erlauben keinen vollständigen direkten Eingriff in die Regelung bzw. die Microcontrollerstruktur, wodurch sich die notwendigen Regelungsalgorithmen nicht realisieren lassen, deshalb soll im Rahmen des Forschungsvorhabens eine dazu geeignete Umrichtertopologie entwickelt werden, die diese Funktion auch bei den hohen Motorinduktivitäten und hohen, ebenfalls nichtsinusförmigen Gegenspannungen erfüllt.
ProjektergebnisseDer am FWBI entwickelte Transversalfluss-Linearmotor ist ein Direktantrieb mit einer hohen Kraftdichte, ohne Permanentmagneten oder elektrischen Spulen im Verfahrweg. Aufgrund der aktuellen Liefersituation und des ständigen Preisanstiegs der in China aus Selten-Erden-Metallen hergestellten Permanentmagnete ist es unumgänglich, die Menge an permanentmagnetischem Material in Industriellen Anwendungen so weit wie möglich zu reduzieren. Der neu entwickelte Linearmotor basiert auf dem bekannten Transversalfluss-Prinzip, wurde allerdings so umgestaltet, dass sich sowohl die Permanentmagneten als auch die elektrischen Spulen im Translator befinden. Die Pole im (langen) Stator bestehen nur aus konventionellen Elektroblechen, so dass lange Verfahrwege sehr kostengünstig realisiert werden können.Außerdem bietet der passive Stator in einer industriellen Umgebung enorme Vorteile, da keine Späne, Werkzeuge oder andere Eisenteile an der Magnetbahn haften. Durch die Verwendung der Flusskonzentration wird eine sehr hohe Kraftdichte erreicht. Sie liegt bei über 60kN/m² und somit im Bereich von Wassergekühlten Synchron-Linearantrieben mit Magnetbahn.
Aufbau
Abbildung links: Flussführung im Versuchsmotor - Abbildung Rechts: Prinzip der Flusskonzentration
In der Abbildung ist links der Aufbau des entworfenen Versuchsmotors gezeigt. Im beweglichen Teil (Translator) befinden sich die elektrische Spule sowie die Permanentmagneten. Im Stator sind lediglich Pole aus Elektroblech verbaut, die den Rückschluss bilden. Auf der rechten Seite ist das Prinzip der Flusskonzentration skizziert. Der magnetische Fluss aus den Quer zum Luftspalt ange-ordneten Permanentmagneten wird in den Weicheisenelementen konzentriert.
Simulationen
Abbildung links: Simulationsergebnisse: Flussdichteverteilung bei unterschiedlichen Läuferstellungen - Abbildung Rechts: Matlab/Simulink-Modell der TFM
Beispielhaft werden hier links die Ergebnisse einer Finiten-Elemente-Simulation gezeigt. Rechts ist das Kernstück eines zweiphasigen Simulationsmodells unter MATLAB/Simulink abgebildet, welches eine extrem schnelle Simulation des gesamten Antriebssystems erlaubt.
FrequenzumrichterAbbildung links: Dreilevel-Umrichter - Abbildung Rechts: Ströme und Spannungen im Dreilevel-Betrieb
Der energieversorgende Frequenzumrichter wurde als Dreilevel-Umrichter aufgebaut (Bild links), der es erlaubt, hochdynamisch Ströme einzuprägen (Bild rechts), wobei sowohl Schaltverluste wie auch elektromagnetische Störungen reduziert werden. Die Position wird über einen hochauflösenden Linearmaßstab der Firma Heidenhain erfasst. Die Strom-, Geschwindigkeits- und Positionsregelung läuft in einem Mikrorechner, der den Frequenzumrichter ansteuert. |
Veröffentlichungen
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Förderung
Laufzeit: März 2009 - Mai 2011